Zecharia Sitchin ist neben Erich von Däniken die zweite "Lichtgestalt" in der sogenannten Prä-Astronautik, der Bewegung, die nach Einflussnahme außerirdischer Besucher in unsere menschliche Vergangenheit sucht. Während Däniken aus seinem Amateurstatus keinen Hehl macht und geradezu damit wirbt, kein Fachmann zu sein, gilt Sitchin als Experte. Als gelehrter Kundiger altorientalischer Sprachen, als ein Fachmann, der die Fachwelt von Innen aufmischt. Aber stimmt das auch?
Der Klappentext seines 1995'er Buch ...und die Anunnaki erschufen den Menschen gibt darüber weitere Auskunft:
"Zecharia Sitchin wurde in Russland geboren und wuchs in Palästina auf. Dort erwarb er profunde Kenntnisse u.a. in der alten wie modernen hebräischen sowie anderen semitischen Sprachen. Sein Diplom erwarb er an der Universität von London. Er gehört zu den wenigen Orientalisten, die in sumerischen Tontafeln lesen können ..."
Ja, da steht's. Sprachstudien in Palästina, danach Diplom in England, an einer angesehenen Universität.
Sitchin benutzt seine Ausbildung eindeutig zur Darstellung der eigenen Kompetenz auf den angesprochenen Gebieten, was man auch vielen Sitchin zugeneigten Webseiten entnehmen kann. Des öfteren wurde ich daher darauf hingewiesen es sei anmaßend, als Amateur gegen eine Person zu argumentieren, die die angeschnittenen Bereiche immerhin studiert habe.
Interessanterweise steht in seinen früheren Biografien noch etwas anderes. Seinem Erstlingswerk Der zwölfte Planet kann man entnehmen:
"Zecharia Sitchin wurde in der damaligen UdSSR geboren und wuchs in Palästina auf, wo er Alt- und Neuhebräisch, weitere semitische und europäische Sprachen lernte, das Alte Testament sowie die Geschichte und Archäologie des Nahen Ostens studierte. Nach einem Studium an der London School of Economics war er viele Jahre als einer der führenden Journalisten in Israel tätig. ..."
Seltsam, das klingt ganz anders. Keine Universität von London, sondern eine "School of Economics". Und von einem Studienabschluss wurde dort überhaupt nicht geredet. Stattdessen soll er vor seinem Londoner Studium in Palästina Sprachen studiert haben. Warum diese Diskrepanzen?
Ganz einfach, wie auch bei seinen Thesen klaffen zwischen Anspruch und Wirklichkeit gewaltige Lücken. Die "London School of Economics" (LSE) ist eine der Londoner Universität beigeordnete Fachschule. Sie ist sehr angesehen und viele der klügsten Köpfe haben dort studiert - nur kann man dort nichts, aber auch gar nichts studieren was mit Archäologie, Sumerologie oder Hieroglyphen zu tun hat. Sitchins Hauptstudiengang "Economics History" betrachtet gerade mal den Zeitraum ab 1704 bis heute. Als Beleg für die Kompetenz auf seinen "Fach"gebieten taugt das genauso wie ein Elektrotechnik- oder Biologiestudium - überhaupt nichts. Offensichtlich mutierte die LSE in seiner Biografie daher zur "Universität von London" wo man natürlich Archäologie studieren kann.
Auch ist das "Diplom" ziemlich hoch gegriffen. Sitchin, so ergaben meine Nachforschungen, war zwischen Herbst 1938 und Frühjahr 1941 an der LSE eingeschrieben. In diesen knapp 3 Jahren kann man an der Schule den ersten "undergraduate degree" machen, den Bachelor. Dieser Abschluss ist der unterste mögliche anerkannte akademische Abschluss, bis zum englischen „Diploma“ dauerte s noch eine ganze Weile.
"Diplom an der Universität von London", suggestiv verknüpft mit Altertumswissenschaften, ist daher ein eindeutiges Schmücken mit falschen Federn.
Aber halt, laut seinem Erstlingswerk soll er seine Studien doch in Palästina durchgeführt haben! Genau dies teilte mir auch ein Freund Sitchins mit. Die Unterlagen über seine Abschlüsse seien in den Wirren des 2. Weltkriegs lediglich verlorengegangen. Aber auch das ist schwer möglich. Sitchin ist Jahrgang 1920 und kam 1937 nach England. Seine archäologischen Studien in Palästina muss er daher im Alter von gerade mal 16-17 Jahren beendet haben! Und - äh - wann drückte dieses Wunderkind dann die Schulbank? Es ist wohl eher anzunehmen, daß Sitchin als Jugendlicher nebenher entsprechende Literatur geschmökert hat.
Offensichtlich wurde an Sitchins Vita ordentlich herumgefeilt, um aus einem Wirtschaftsjournalisten einen "studierten Fachmann" für antike Sprachen und Archäologie zu kreieren...
In der "organisierten" PS, z.B. der deutschsprachigen Sektion der A.A.S. (ehemals "Ancient Astronaut Society". nun "Forschngsgesellschaft für Astronautik, Archäologie und SETI, Ehrenvorsitzender Erich von Däniken) hat man Sitchins Fehlleistungen und Fälschungen inzwischen weitgehend eingesehen. Er ist dort eine unbeliebte Person geworden, auf der auch gerne in öffentlichen Debatten und Diskussionsforen herumgehackt wird. Ein freudiges Zeichen, möchte man meinen, zeugt dies doch von einer Selbstreinigung bei erwiesenem Unsinn. Aber leider nur auf den ersten Blick! Denn Sitchins "Beweise" findet man in praktisch jedem PS-Buch über die Pyramiden, auch von Autoren die der Dachorgansisation A.A.S. angehören. Auszüge:
Ergänzung: Mit meinen Resultaten konfrontiert, äußerte Walter Jörg Langbein im Januar 2001, dass er sich bei der von ihm redaktionell vertretenen Fälscherthese wohl geirrt habe. Die Inschriften seien aller Wahrscheinlichkeit nach echt. Damit ist er der erste und bislang einzige deutsche PS-Autor, der diesen Fehler eingesteht. Dafür wurde er zum Beispiel von Erdogan Ercivan verdammt: Es sei der Fehler von Langbein, einen Fehler einzugestehen wo es keinen Fehler gibt. Naja, manche lernen nie.
Selbst in aktuellen Werken wird die Fälscherthese am Leben erhalten. Völlig ohne neuen Beleg, wie sich herausstellte. Warum? Nun ja, die Inschriften sind ein 100%iger Beleg für die Bauurheberschaft Chufus. Daher dürfen sie nicht echt sein. Denn nicht sein kann was nicht sein darf...