Das Sternbild

Ich möchte nun noch einmal auf das sogenannte "größere Bild" zurückkommen. dass die Winkel und Entfernungen nicht stimmen, habe ich auf der vorigen Seite gezeigt. Aber noch nicht einmal Bauvals Definition des "großen Bildes" ist korrekt - selbst wenn die Sandorte gestimmt hätten, wäre diese These keine Erklärung.
Basis dieser These ist ja ein einheitliches Baukonzept aller Pyramiden vom Beginn der 4. bis zur frühen 5. Dynastie. Explizit schreibt er:

"Damit hatte ich das vollständige Sternenmuster des Himmels-Duat ... während die irdische Duat alle Pyramiden der 4. Dynastie und das Feld kleiner Pyramiden der 5. Dynastie in Abusir umfasst."1 ]

Chentkaus
Fig. 1 – Chentkaus

Alle Pyramiden? Das ist so formuliert eigentlich fast eine arglistige Täuschung. Alleine in Giza stehen 11 bekannte "echte" und noch eine falsche "vierte" Pyramide herum. Nämlich die drei "großen" Pyramiden, von denen Cheops und Mykerinos je drei große Nebenpyramiden besitzen (die an die Größe einer von ihm berücksichtigten Abusir-Pyramiden heranreichen), zwei kleine Südgrab-Pyramiden bei Cheops und Chephren - und das große Bauwerk von Chentkaus. Für keine der Nebenpyramiden ist aber ein Stern zu erblicken.
Diese pyramidale Anlage befindet sich östlich der Chephrenpyamide. Sie wurde in ihrem unteren Teil komplett aus dem Fels gemeißelt, mit einigen Steinlagen darüber. Sie wurde lange für eine unfertige Pyramide gehalten, und wird noch heute z.B. von Miroslav Verner als "vierte Pyramide von Giza" tituliert.[2] Zudem ist Verner überzeugt: "Lediglich die Rücksichtnahme auf die Stabilität des ursprünglichen Felsengrabes verhinderte die Aufstockung zu einer zwei- und möglicherweise auch dreistufigen Pyramide."[3]. Die Inhaberin regierte wohl einige Zeit als weiblicher Pharao (König von Ober- und Unterägypten und Mutter des Königs von Ober- und Unterägypten) und hätte jegliches Anrecht auf einen "Stern" - der existiert für sie aber nicht.
Und wo ist die Meidumpyramide in Bauvals Plan? Diese allererste Pyramide der 4. Dynastie erwähnt Bauval nur am Rande: Auf S. 41 seines Buchs erwähnt er, dass diese Pyramide in der 3. Dynastie begonnen worden wäre, und man sie für den Gesamtplan nicht berücksichtigen müsse. Nur schließt sich dieser These leider kein Ägyptologe an, die alle davon ausgehen, dass auch dieser Bau zu 100% dem Pharao Snofru der 4. Dynastie zuzurechnen ist.
Ach ja, Snofru baute auch noch einige kleine Provinzpyramiden in Ägypten - die ebenfalls nicht auf dem Plan stehen.

Schepseskaf
Fig. 2 – Schepseskaf

Oder die Mastaba von Schepseskaf (Bild links). Dieses Bauwerk muss sich vor den übrigen Bauten der 4. Dynastie nicht verstecken, es ist keine dieser Winz-Mastaben die man um die Giza-Pyramiden herum vorfindet, sondern ein recht großer Bau, der in seinem Inneren und in seiner äusseren Struktur (Tempelanlagen etc.) wie eine Pyramide angelegt ist. Und durch die Annalentafel weiß man sogar, dass es so gewesen ist. Dort leist man nämlich:

"4. Monat, 11. Tag. Erscheinen des Königs von Oberägypten, Erscheinen des Königs von Unterägypten. Vereinigung der beiden Länder. Umzug um die Mauer. Ssd-Fest. Geburt der beiden Wp-w3wt. Der König verehrt die Götter, die die beiden Länder vereinigt haben. Wahl des Platzes zur Pyramide "Kbh-Spsskaf". [///]Norden und Süden. 20 [///] alle Tage"[4]

Definitiv eine geplante Pyramide, der 4. Dynastie, und damit Bestandteil der Sternbildnachbauclique! Dieser Bau (und der dazugehörige König) wird von Bauval noch nicht einmal erwähnt.
Dann gibt es auch noch die Nebenpyramide der Knickpyramide, die von Bauval ignoriert wird. Na gut, bis auf die Ausnahme von Meidum könnte man sich noch damit herausreden, dass eben nur richtig echte Königspyramiden zum Bauplan gehören. Wäre da nicht noch Userkaf. Dieser erste König der 5. Dynastie baute seine Pyramide einfach irgendwo in die Mitte, wo es definitiv keinen Stern gibt der zu irgend etwas passt: Nach Sakkara.
Somit muss Bauval, um seine These hinzubekommen, 13-14 von 24 Großbauten der fraglichen Zeit ignorieren. Und immerhin 4-5 davon sind echte königliche Bauten.

Noch etwas seltsames: Laut Bauval soll ja der Kopf des Orion, der aus einer Handvoll lichtschwacher Sterne besteht, auf Erden von den "3-4 kleinen Pramiden bei Abusir" nachgebildet werden. Nur ist die zweite Pyramide, die von Neferirkare, knapp 80 Meter hoch gewesen - und war damit 14 m höher als die Gizamide von Mykerinos. Und wo um alles in der Welt ist der entsprechend helle Stern für diese Pyramide? :-o

Auch diesen Teil der These kann man guten Gewissens als FALSCH bezeichnen.

Orion = Sah?

Etwas worüber wir uns noch überhaupt keine Gedanken gemacht haben ist, ob das Sternbild, welches wir heute als Orion wahrnehmen, identisch mit dem ägyptischen Sah gewesen ist. Denn in den Pyramidentexten wird nur "Sah" erwähnt, und unsere Ägyptologen interpretieren dies lediglich als Orion. Basis dafür sind die späteren Dekan-Tafeln, die zur Zeitmessung in der Nacht dienten Auf ihnen wurden Aufgangszeitpunkte von Sternen festgehalten, und ihnen zufolge ging "Sah" eine Stunde vor Sirius auf - was auf Teile des Orion zutrifft.
Das sagtaber immer noch nicht, dass die Ägypter wirklich dieselbe Anordnung sahen bzw. dass sie die Sterne genauso gruppiert hatten wie im Orion. Das setzt Bauval einfach stillschweigend voraus und verweist auf fremde Mythologien, die erst viel, viel später entstanden:

"In allen Himmelsmythen und besonders bei in der ägyptischen Himmelsmythologie gibt es den großen Stier, der durch ein riesiges Sternbild dargestellt wird (Anm. 43; Vergl. beispielsweise den Tierkreis von Dendera...). Dieser Himmelsstier stand in enger Verbindung mit Orion, dem großen Jäger, so dass klassische bildliche Darstellungen im allgemeinen den linken Arm Orions zeigen, mit dem er die Keule gegen den "Kopf" des Stiers schwingt. Erst vor kurzem hat man erkannt, dass ... der Stier, der von dem persisch-römischen Gott Mithra erschlagen wurde, einer astronomischen Szene folgt, in der Mithra Orion ist und der "Kopf" des himmlischen Stiers die Hyaden. Dieses Bild stimmt mit der klassischen römischen und griechischen Darstellung des Orion überein. Danach aber waren die "Augen" des Stiers die Sterne Aldebaran und Epsilon Tauri..."[5]

Sah
Fig. 3 – Sah

Äh - Ägypten? Rembrandt? Was hat ein Stiere erschlagender Orion oder Mithra mit Osiris, dem Herrn der Unterwelt zu tun? Sah hat keine Keule (wie diesem Bild, einer Zeichnung aus Bauvals eigenem Buch nachempfunden) und eine völlig andere Haltung als ein schlagender Jäger. Auch hat Osiris, der ja die Unterweltsverkörperung von Sah sein soll, nichts, aber auch gar nichts mit Jagd oder ähnlichem zu tun. Die Legenden sind völlig inkompatibel zueinander. Das Aussehen des Sah mit Legenden aus völlig anderen Mythen- und Kulturkreisen zu begründen ist nicht mehr und nicht weniger als eine argumentative Katastrophe. Er stülpt den Ägyptern einfach eine völlig andere Kultur über, um seine These zu belegen. Selbst Dendera ist keine Ausrede, da der Tierkreis dort aus der Griechisch/Römischen Epoche stammt, und die Griechen nach der Eroberung Ägyptens durch Alexander den Großen nachweislich ihre eigene Kultur nach Ägypten brachten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Ägypter bis zu diesem Zeitpunkt weder Himmelskulte noch Astrologie kannten!
Bauvals Ansatz ist daher genauso seriös wie die Interpretation ur-nordischer Sagen auf Basis der Bibel, mit der Begründung, dass die heutigen Skandinavier ja alle Christen sind...

Sethos I
Fig. 4 - Sterndecke Sethos I

In der Tat gelang es den Ägyptologen bereits in den 60er Jahren, die nördlichen Sternbilder der Ägypter relativ eindeutig zu identifizieren. In der Grabkammer von Sethos I aus dem 12. JH v. Chr. fand man eine "aufgeschnittene" Version des Nordhimmels. Den Nordpol bildete das aufrecht gehende Nilpferd rechts, von da aus gehend sind die Sternbilder spiralig um den Nordpol abgeordnet. So findet man auf der Karte tatsächlich einen Stier - dieser lag aber bei unserem kleinen Wagen! Genau auf der anderen Seite des Himmels wo sich "unser", also der griechische Stier befindet! Damit ist die Identifikation gänzlich gescheitert und Bauvals "Orion/Mithra"-Geschichte gegenstandslos geworden. Könnte es sein, dass Bauval das nicht wusste? Kaum, denn die Quelle, "Neugebauer/Parker, Egyptian Astronomical Texts, London 1960-1969" wird von Bauval sehr häufig zitiert, sie muss ihm also vorgelegen haben. Weitere Arbeiten wurden von Kurt Locher Anfangs der 80'er Jahre durchgeführt[6], standen also über 10 Jahre vor Bauval zur Verfügung. Somit ignoriert Bauval Quellen die sich mit den Originalgegebenheiten der Ägypter beschäftigen und versucht stattdessen, ihnen eine fremde Mythologie "unterzujubeln".

Sah Sterne
Fig. 5 - Sah nach Locher

Spätere Analysen von Sah und Sopdet ergaben sogar, dass selbst die Zuordnung der Sterne erheblich von unserem heutigen Orion abweicht. Nach einem Aufsatz von Kurt Locher[7] dürften weder die Sterne die Bauval mit Abusir identifiziert noch die Pyramidenausschachtung bei el-Aryan zu Sah gehört haben. Was wir als "Gürtel des Orion" interpretieren war die dreiteilige Krone des Sah (s. Skizze oben), das "Schwertgehänge" der Haarzopf und Riegel das Kinn. Kappa ORI hingegen stellt die Spitze des Szepters dar, der Rest der Sterne aus denen das Sternbild Sah besteht stammen überhaupt nicht aus dem heutigen Orion, sondern aus ganz anderen Konstellationen: der Taube, dem Fluß Eridianus und dem Hasen. In der nebenstehenden Skizze nach Locher habe ich die Sterne des Sah (und der danebenstehenden Isis) in rot miteinander verbunden, und die der griechischen Konstellation "Orion" in grün.
Im Übrigen kann man mit der Skizze Lochers "im Vorübergehen" gleich noch einen weiteren "Beweis" Bauvals beiseite kicken. In seinen späteren Büchern, die in Zusammenarbeit mit Graham Hancock entstanden, macht er sich z.B. für eine symbolische Verknüpfung zwischen dem Sphinx und dem Sternbild Löwe stark. Diese unterstütze und bestätige seine These einer früheren Hochkultur um 10500 v. Chr. Der Sphinx schaut direkt nach Osten, und dort ging, so Bauval, im Jahre 10500 v. Chr. zur Frühjahrssonnenwende genau der Löwe auf. Unser Löwe, der Griechische also. Leider nicht der ägyptische - denn der lag genau dort, wo wir heute unseren Stier sehen. Auf der Locher-Skizze sehen Sie den ägyptischen Löwen in Rot oberhalb des Orion verbunden (und die Sterne unseres Stiers in blau). Dumm gelaufen! Im übrigen wäre die These selbst mit dem "Original-Löwen" kein Beweis für irgendwas. Der griechische Löwe ist das flächengrößte Tierkreiszeichen und geht insgesamt 4000 Jahre lang zur Frühlingssonnenwende im Osten auf - zwischen 8000 und 12000 v. Chr.! Ein "Beweis für das Datum 10500 v. Chr." wie Bauval/Gilbert gerne behaupten ist dies definitiv nicht, nur ein weiterer Reinfall.

Zuletzt kann man noch feststellen, dass sich Bauval auch nur wenig Mühe gemacht hat, die Sichtbarkeit der von ihm zum Orion gezählten Sterne zur "ersten Zeit" zu überprüfen. Orion erreichte um 11500 v. Chr. seinen absoluten Tiefstand am Himmel, und der untere Sterne Kappa ORI stand zu der Zeit so tief, dass er für wenige Tage im Jahr maximal 2 über den Südhorizont lugte. Bedenkt man die atmosphärische Absorption so ist fraglich, ob dieser Stern überhaupt hätten wahrgenommen werden können. Zum Bestandteil eines Sternbilds wäre er jedenfalls nicht ernannt worden, soviel ist sicher. Damit ist aber die Pyramide von Abu Roasch, die er genau durch diesen Stern repräsentieren will, aus einem Bauplan der Zeit "10500 v. Chr." ausgeschieden!

Pyramiden als Osiris-Kultstätten

Im Religionsteil hatte ich es ja kurz angeschnitten: In (3) auf der Einführungsseite zitierte ich die Behauptung von Bauval

"Die andere Version vom Tod des Osiris lautet, er sei von Seth getötet und sein Körper sei in Stücke geschnitten und über ganz Ägypten verstreut worden. Die sieben Pyramiden der 5. Dynastie ergeben, zusammen mit den sieben der großen 4. Dynastie 14 Pyramiden auf dem Gelände der Totenstadt von Memphis zu der Zeit, als die Pyramidentexte geschrieben wurden."

Auf der Seite Der Unsichtbare Gott I hatte ich erwähnt, dass dies völlig unsinnig ist, da die Geschichte der Zerteilung des Osiris über ein Jahrtausend nach dem Ende der Pyramidenzeit in die Osirislegende eingeflossen ist, und daher für die betrachtete Zeit völlig gegenstandslos ist. Aber noch nicht einmal die Behauptung über die Anzahl der Pyramiden stimmt. In der folgenden Tabelle habe ich einmal alle Pyramiden aus der fraglichen Zeit aufgelistet:[8]

Nummer Pyramide 4. Dyn. Pyramide 5. Dyn.
1 Snofru Meidum Userkaf, Sakkara
2 Knickpyramide Sahure, Abusir
3 Rote Pyramide Neferirkare, Abusir
4 Cheops-Pyramide Chentkaus II, Abusir
5 Djedefre, Abu Roasch Neferefere, Abusir
6 Chefren, Giza Schepseskare, Abusir
7 Baka(?) el-Aryan Niuserre, Abusir
8 Mykerinos, Giza Userkaf II, Sakkara
9 Chentkaus, Giza Lepsius XXIV, Abusir
10 (Schepseskaf, Sakkara) Menkauhor, Sakkara
11 -- Djedkare, Sakkara
12 -- Unas, Sakkara
Tab. 1 - Pyramiden der 4. und 5. Dynastie

Nix mit 14 Pyramiden, in der 4. Dynastie gibt es 8 "echte" Pyramiden und zwei weitere Königsgräber, über dessen Pyramidalität man streiten kann. In der 5. Dynastie gibt's aber mindestens 12 echte Pyramiden, macht zusammengenommen 20-22 Königsbauten, und nicht 14 wie von Bauval behauptet. Alleine sieben bis acht stehen in Abusir, wo Bauval fälschlicherweise "3-4" sah, und auch die Pyramiden von Userkaf (der erste König der 5. Dynastie), Menkauhor, Djedkare und Unas gehören zur Totenstadt von Memphis, da diese Stadt genau gegenüber von Sakkara lag! Um das herauszufinden braucht man kein Raketenwissenschaftler zu sein, ein etwas moderneres Fachbuch über Pyramidenanlagen hätte gereicht.
Auch dieses Indiz ist einfach nur FALSCH.

Fazit

Tja, was soll man da sagen? Bauvals Buch erweckt den Anschein tiefster Seriösität. Zur Entwicklung seiner Idee bedient er sich anscheinend wissenschaftlicher Methodik und greift in großem Umfang auf Primärquellen zurück. Auch findet man in seinem Buch keine Spur von Wissenschaftshetze, die man in grenzwissenschaftlichen Publikationen leider zu oft als Faktenersatz findet. Ja, er war anscheinend mit Fachwissenschaftlern in enger Tuchfühlung. Aber wie lautet ein Werbeslogan für ein Bier aus Flensburg: "Tschä, aber genutzt hat es ihm nix".

Die einzigen zutreffenden Angaben, dass die kleinen "Luft"schächte in den Kammern irgendwann einmal auf Sterne wiesen, stammen nicht von Bauval. Zu einer These schaffen sie es aber dennoch nicht, denn jeder Schacht zeigt zu einer anderen Zeit auf "seinen" Stern, so dass diese Idee einer ganzheitlichen Theorie nicht aufgeht. Die einzige Argumentation wären "Baufehler" in der Anlage der Schächte. Sie sollten also dorthin zeigen, die Baumeister konnten die Präzision aber nicht erreichen. Da die Abweichung aber mehrere Vollmonddurchmesser beträgt ist dieses Argument für ein Bauwerk, dessen horizontaler Fehler gerade mal 2 cm auf 230 m beträgt (!) kaum glaubhaft.

Sämtliche eigenständige Ideen von Bauval sind auf Sand gebaut, solange daher keine neuen Belege vorgebracht werden können, die die oben angeführten Widerlegungen aufheben können, kann man die Orion-These getrost in den Papierkorb legen. Eigentlich schade.

Übrigens: Trotz meiner Kritik bin ich der Meinung, dass Bauval mit mehr Ernsthaftigkeit und Redlichkeit vorgegangen ist als jeder andere Autor des Genres den ich kenne. Und ich glaube, dass er auch in Zukunft gute Arbeit hätte leisten und dass er auch seine Fehler an der Orionthese hätte eingestehen können. Durch den Zusammenschluss mit Vermarktungsstratege Graham "Ich brauche keine aktuellen Ergebnisse wenn ich meine These entwickeln will" Hancock dürfte aber nichts mehr in der Hinsicht zu erwarten sein. Die Tür, mit der Wissenschaft in Dialog zu treten hat er sich damit zugeschlagen. Aber was soll's, wenn man dadurch besser verdient...

Nachtrag

Schon 1999 stellte der südafrikanische Astronom Tony Fairall eine Berechnung an, die in der inzwischen berühmten "skandalösen" (für Bauval/Hancock :-) ) BBC-Sendung gezeigt wurde (näheres siehe hier: http://www.museums.org.za/sam/planet/pyramids.htm. Sie belegt was schon seit einiger Zeit vermutet wurde: Zur fraglichen von Bauval "errechneten" Planungszeit erreichte der Oriongürtel die von Bauval "benötigte" Neigung nicht. Rund 10 fehlen (47 hat die von Fairall gemessene Diagonale Cheops/Mykerinos, 38 die korrespondierenden Sterne am Himmel)- und damit hat sich Bauvals "exakte Datierung" der Planungszeit aus der Neigung der Pyramidenanlage erledigt. Bauval wand sich ein wenig herum und präsentierte im Herbst 2000 eine Lösung: Er habe ja nicht alle drei Sterne betrachtet, al-Nitak und die Mykerinospyramide seien unwichtig, die beiden anderen würden stimmen. Nein, stimmt auch nicht, die Chefren- und Cheopspyramide bilden eine Diagonale von genau 45, 10500 v. Chr. hatte die Diagonale dieser beiden Sterne aber eine von 54. Wieder falsch.
Schwupps erklärte Bauval die ganze Anlage auf einmal als "symbolisch" und war sehr erbost darüber, dass die konservative Wissenschaft nicht den symbolischen Gehalt erkenne und nur auf Fakten herumreite. Er wisse welche Aussage dahinter stecke. Ich fragte ihn daher, wie er denn aus einer symbolischen Anlage ein konkretes Alter bestimmen wolle - auf die Antwort warte ich immer noch :-)
Übrigens: Orion erreichte diese Neigung ungefähr 12000 v. Chr. "Soll er doch froh sein, der Bauval", werden jetzt einige denken. Nein, denn diese Zeit passt leider zu keinem der Szenarien, die sich Bauval und Hancock zurechtgelegt haben. Und daher darf diese Zeit auch nicht stimmen...

Nachtrag 2

Ein Schelm, wer böses dabei denkt...
Inzwischen hat Bauval das Datum seiner "ersten Zeit" mal eben um 1500 Jahre nach unten korrigiert. Damit bekommt er nun die Orion-Neigung hin, ist aber endgültig aus dem "Zeitalter des Löwen". Pech aber auch...

Anmerkungen:
[1] Bauval/Gilbert S. 167
[2] Verner, Miroslav; Die Pyramiden, Rohwolt 1998, Tafelteil
[3] ibd. S. 294
[4] Schäfer, Heinrich; Ein Bruchstück altägyptischer Annalen, Berlin 1902, S. 44 f
[5] Bauval/Gilbert S. 184 f
[6] z.B. Kurt Locher, Archaeoastronomy 3 1981
[7] Locher, Kurt; New arguments for the celestial location of the decanal belt and the origin of the s3h-Hieroglyph, Sesto Congresso Internazonale Egittologie, Vol. II, 1993 S. 279-284
[8] nach Verner/Pyramiden
vorherige Seite: Der Anblick 2     aktuell: Das Sternbild      nächte Seite: Literatur 
 
Alle Bilder und Texte © Frank Dörnenburg